Schilddrüsenunterfunktion beim Hund

Eine Schilddrüsenunterfunktion verursacht bei Hunden sehr unspezifische Symptome und ist daher schwer zu erkennen. Die Behandlung erfolgt mit Tabletten.
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Die Schilddrüsenunterfunktion bei Hunden – auch Hypothyreose (nach den lateinischen Begriffen für zu wenig, Hypo-, und die Schilddrüse, Thyroidea) genannt – ist eine Stoffwechselerkrankung, die einen Mangel an Schilddrüsenhormon zur Folge hat. Was eine Schilddrüsenunterfunktion beim Hund bewirkt, wie sich die Krankheit bemerkbar macht und wie man sie behandelt, erfahren Sie im Folgenden. 

Funktionen der Schilddrüse

Die Schilddrüse liegt am Hals des Hundes, genauer gesagt im Brusteingang beidseitig der Luftröhre. Durch die Hypophyse – einen Teil des Gehirns – angesteuert, bildet die Schilddrüse verschiedene Hormone. Diese werden Thyroxin, oder kurz T4, und Triiodthyronin, beziehungsweise kurz T3, genannt. 

Beide Hormone benötigen eine ausreichende Jodversorgung, um überhaupt gebildet zu werden. Ein Mangel an Jod verursacht eine Schilddrüsenunterfunktion. 

Jod in Hundefutter

Seit vielen Jahrzehnten wird allen kommerziellen Hundefuttermitteln ausreichend Jod zugesetzt, sodass ein Jodmangel nur sehr selten und bei völligem Verzicht auf kommerzielle Hundefuttermittel auftritt. 

Wird ein Hund ohne kommerzielle Hundefuttermittel gefüttert, sollte immer auf einen ausreichenden Gehalt an Jod geachtet werden. Dies ist zum Beispiel beim Barfen der Fall.

Rolle der Schilddrüsenhormone im Hundekörper

Die Schilddrüsenhormone sind zentral an verschiedenen Stoffwechselprozessen des Hundes beteiligt. Sie steuern massgeblich, wie der Körper mit aufgenommen Nährstoffen umgeht. 

Bei einem Mangel an Schilddrüsenhormonen kommt es daher – ganz ohne vermehrte Futteraufnahme – zu einer Gewichtszunahme des Hundes. 

Bei einem Überschuss an Schilddrüsenhormonen ist hingegen – auch ohne mehr Bewegung – eine Gewichtsabnahme die Folge. 

Dies ist jedoch nicht die einzige Funktion der Schilddrüsenhormone. Sie beeinflussen auch massgeblich: 

  • die fetale Entwicklung
  • das Nervensystem
  • den Kreislauf
  • die Körpertemperatur und 
  • verschiedene andere Körperfunktionen 

Die Schilddrüse ist eine zentrale Schaltstelle für den gesamten Hundekörper. Daher geht eine Schilddrüsenunterfunktion mit einer ganzen Reihe von Symptomen einher. Zum besseren Verständnis dieser Symptome lohnt sich ein Blick auf die Funktionsweise der Schilddrüse.

Wie entsteht eine Schilddrüsenunterfunktion?

Nicht immer ist eine durch Jodmangel bedingte Schilddrüsenunterfunktion des Hundes für einen Mangel an Schilddrüsenhormonen verantwortlich. Dieser Hormonmangel kann seine Ursache auch auf der Ebene des Gehirns haben, wenn die Hypophyse die Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen nicht richtig steuert. Dies wird sekundäre Hypothyreose genannt, ist allerdings sehr selten. 

Noch seltener ist die angeborene Hypothyreose, da viele dieser Hunde das Welpenalter nicht überleben. Da sie nie geschlechtsfähig werden, können sie diese schwere Erkrankung nicht vererben. Dass die angeborene Hypothyreose von gesunden Tieren vererbt wird, ist glücklicherweise sehr selten.

Weitaus häufiger liegt die Ursache in der Schilddrüse selbst. In 95 Prozent der Fälle handelt es sich also um eine sogenannte primäre Hypothyreose.

Primäre Hypothyreose als häufigste Form

Bei der primären Hypothyreose wird die Schilddrüse vermutlich autoimmun geschädigt. Das Immunsystem des Hundes greift also die eigene Schilddrüse an. Dabei werden die hormonbildenden Follikel der Schilddrüse über Monate bis Jahre zerstört. 

Der Grund ist wahrscheinlich ein genetischer Defekt. Beim Beagle ist eine vererbbare Komponente nachgewiesen, bei vielen mittelgrossen bis grossen Hunderassen wird sie vermutet. 

Erst wenn etwa 75 Prozent der Follikel zerstört sind, macht sich ein Mangel der Schilddrüsenhormone mit den dazugehörigen Beschwerden bemerkbar. Die Anfänge der Erkrankung bleiben daher fast immer unbemerkt, man spricht dann von einer subklinischen Hypothyreose.

Wie erkenne ich eine Schilddrüsenunterfunktion beim Hund?

Da sich die meisten Schilddrüsenunterfunktionen beim Hund schleichend ausbilden, fallen Symptome oft nicht direkt auf. So äussert sich eine Schilddrüsenunterfunktion beim Hund:

  • Allgemein werden Hunde mit einem Mangel an Schilddrüsenhormonen matter und leistungsschwach. 
  • Sie schlafen mehr und zeigen ein erhöhtes Bedürfnis nach Wärme. 
  • Wie eingangs beschrieben, zeigen sie ausserdem eine Gewichtszunahme bei gleichbleibender Futtermenge und Bewegung. 
  • Auch Durchfall oder Erbrechen kommen häufig vor.

Neben diesen allgemeinen Anzeichen kommt es auch zu spezifischeren Symptomen. 

Spezifische Symptome beim Hund

Es entstehen Wassereinlagerungen der Haut, grade im Kopfbereich. Hierdurch kommt es zu dem sogenannten tragischen Gesichtsausdruck, wenn die Wassereinlagerungen dafür sorgen, dass das Gesicht des Hundes herunterhängt. 

Ausserdem kann es zu verschiedenen Hautproblemen kommen. Hunde mit einer Schilddrüsenunterfunktion zeigen häufig stumpfes Fell und Stellen mit Juckreiz sowie chronische Ohrenentzündungen. Sehr selten kommen Verhaltensänderungen wie Angst oder Aggression vor.

Unterfunktion der Schilddrüse oft schwer zu erkennen

All diese Symptome sind nicht spezifisch genug, um von ihnen allein auf eine Schilddrüsenunterfunktion des Hundes zu schliessen. Verschiedene andere Erkrankungen können jedes einzelne dieser Symptome auslösen. 

Auch Medikamente, wie Glukokortikoide oder Sulfonamide, können die Schilddrüse schädigen und eine Schilddrüsenunterfunktion auslösen. Erschwerend kommt hinzu, dass viele chronische Erkrankungen die Bildung der Schilddrüsenhormone beeinflussen können, ohne dass eine „echte“ Schilddrüsenunterfunktion vorliegt. 

Diagnose der Schilddrüsenunterfunktion

Die Diagnose einer Schilddrüsenunterfunktion des Hundes ist also schwierig und bedarf einer eingehenden Diagnostik. Sollte Ihr Hund verschiedene der hier aufgeführten Symptome zeigen, suchen Sie am besten einen Tierarzt auf, der sich auf Innere Medizin spezialisiert hat. 

Dieser Experte ist in der Lage, eine ausführliche Diagnostik zu betreiben, um festzustellen, ob es sich um eine Schilddrüsenunterfunktion oder eine andere Erkrankung handelt. 

Dafür nötig sind mehrfache Laboruntersuchungen und die Überprüfung von verschiedenen Blut- und Hormonwerten. Eine einmalige genaue Diagnose erspart dem Hund zu viele Tierarztbesuche und unnötiges Leiden sowie dem Besitzer Geld, das ansonsten in eventuell falsche Therapien fliessen würde.

Wie wird eine Schilddrüsenunterfunktion behandelt?

Anders als die Diagnose ist die Therapie einer Schilddrüsenunterfunktion bei Hunden einfach. Über Tabletten kann dem Hund künstliches T4  verabreicht werden. Dieses übernimmt die Rolle des echten T4-Hormons und beseitigt die Mangelsymptome des Hundes. 

Beinahe alle Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion sind günstigerweise reversibel, sodass Hunde ohne begleitende Erkrankung komplett gesunden, solange sie das künstliche Schilddrüsenhormon täglich verabreicht bekommen. 

Eine Behandlung mit homöopathischen Mitteln hat keine Wirkung und kann die Symptome nicht verbessern. Auch begleitend zu einer Therapie mit künstlichem T4 haben homöopathische Medikamente keine nachgewiesene Wirkung.

Schilddrüsenunterfunktion beim Hund – was füttern?

Eine Futterumstellung ist zur Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion in der Regel nicht nötig. Wie eingangs beschrieben ist die Aufnahme von Jod jedoch wichtig für die Bildung von Schilddrüsenhormonen. 

Um die eventuell noch vorhandenen Restbildungskapazitäten der Schilddrüse zu schonen, sollte daher ein kommerziell erhältliches Hundefutter gefüttert werden. Wenn Sie BARF zur Ernährung Ihres Hundes bevorzugen, sollten Sie die Zusammenstellung der Rationen unbedingt mit Ihrem Tierarzt absprechen.

Tabletten bei Schilddrüsenunterfunktion

Die Tabletten mit dem künstlichen Schilddrüsenhormon müssen dem Hund ein Leben lang täglich verabreicht werden.

Zu Beginn ist eine feine Einstellung der genauen Menge des benötigten Hormons nötig. Dieser Prozess dauert mehrere Monate und sollte genau wie die Diagnose durch einen Experten durchgeführt werden. Ist der Hund einmal eingestellt, reichen halbjährliche Kontrolluntersuchungen beim Haustierarzt. 

Striktes Einhalten der Tablettengabe enorm wichtig

Entscheidend für den Erfolg der Therapie einer Schilddrüsenunterfunktion bei Hunden ist das strikte Einhalten der Tablettengabe. Abweichungen wie das Auslassen einer Tablettengabe bringen das empfindliche hormonelle Gleichgewicht des Hundes wieder durcheinander. 

Wird die Therapie konsequent, verfolgt kann ein Hund mit einer Schilddrüsenunterfunktion in der Regel ein normales Leben mit einer unveränderten Lebenserwartung führen.

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Kosten für Diagnostik und Therapie

Während die Kosten für die Diagnose mehrere hundert Franken betragen können, fallen für einen eingestellten Hund mit Schilddrüsenunterfunktion lediglich die geringen Kosten für die Tabletten und die halbjährliche Kontrolle beim Haustierarzt an.

- Autor: Karim Montasser

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