Die Zähne des Pferdes

Die Anzahl der Zähne kann besonders bei jungen Pferden im Zahnwechsel Aufschluss über das Alter geben. Bei älteren Pferden beurteilt man die Gebissstellung.
© Silke Hamann

Artikelinhalte

  1. Die Zähne des Pferdes
  2. Zahnprobleme beim Pferd: Anzeichen und Ursachen
  3. Wenn das Pferd zum Zahnarzt muss

Pferde sind spezialisierte Grasfresser. Im Laufe der Evolution hat sich auch ihr Gebiss an diese Nahrung angepasst. Da die Zähne durch das raue Futter stark abgenutzt werden, wachsen sie ein Leben lang. Erfahren Sie hilfreiche Details zur Zahnpflege bei Pferden und wie man Zahnprobleme beim Pferd rechtzeitig erkennt.

Aufbau der Zähne beim Pferd

Das Pferd sortiert sein Futter mit den sehr beweglichen Lippen. Mit den Schneidezähnen beisst es die Grashalme ab, die dann von den Backenzähnen zermalmt werden. Ein Pferdezahn ist dabei aber ganz anders aufgebaut als der Zahn eines Menschen. 

Die äusserste Schicht eines menschlichen Zahns ist bekanntermassen der harte Zahnschmelz. Beim Pferd ist der Zahn noch mit einer Schicht Zahnzement umhüllt. Dieser wird schneller abgerieben als der Zahnschmelz, wodurch die höckerige Struktur der Zähne auch bei Abnutzung erhalten bleibt. Dies ist wichtig, damit das Futter problemlos zermahlen werden kann.

Das Pferdegebiss

Ein Fohlen besitzt 28 Milchzähne. Beim erwachsenen Pferd variiert die Anzahl der Zähne. Als Faustregel kann man sich aber merken: Je 6 Schneidezähne (Incisivi) oben und unten sowie 6 Backenzähne, 3 vordere und 3 hintere (Prämolare und Molare) auf jeder Seite oben und unten. Somit kommt man auf eine Anzahl von mindestens 36 Zähnen. 

Männliche Pferde haben noch einen Eckzahn (Caninus) auf jeder Seite, der bei den Stuten normalerweise fehlt. Er wird daher umgangssprachlich auch Hengstzahn genannt. Einige Pferde haben zudem einen sogenannten Wolfszahn, meistens nur im Oberkiefer. Bei einem Wolfszahn handelt es sich um den eigentlich ersten Backenzahn (Prämolaren 1). Er ist jedoch sehr klein und bricht auch nicht bei allen Pferden durch. 

Stuten haben insgesamt 36 bis 44 Zähne, Hengste 40 bis 44. Der zahnfreie Zwischenraum vor den Backenzähnen wird „Lade“ genannt. Hier liegt auch das Gebiss der Trense.

Übersicht der Zahnformel beim Pferd (einseitig):

Ober­kieferUnter­kiefer
I1I1
I2I2
I3I3
C1 (nur männliche Pferde)C1 (nur männliche Pferde)
(P1) 
P2P2
P3P3
P4P4
M1M1
M2M2
M3M3

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Das Zahnalter eines Pferdes

Anhand der Zähne können pferdeerfahrene Personen das Alter des Pferdes schätzen. Ab dem sechsten Lebensjahr wird diese Schätzung jedoch ungenauer, da dann der Zahnwechsel vollständig abgeschlossen ist und sich alle Zähne im Abrieb befinden. Neben dem Durchbruch der Milchzähne sowie dem Wechsel zu den bleibenden Zähnen, sind die Abnutzung und die Gebissstellung wichtige Kriterien zur Beurteilung des Zahnalters. 

Zahnaltersschätzung anhand der Durchbrüche und des Zahnwechsels:

Durch­brüche und Zahn­wechselAlter des Pferdes
Durch­bruch 1. Schneide­zahn (I1)6 Tage
Durch­bruch 2. Schneide­zahn (I2)6 Wochen
Durch­bruch 3. Schneide­zahn (I3)6 Monate
Durch­bruch 1. hinterer Backen­zahn (M1)6 bis 12 Monate
Durch­bruch 2. hinterer Backen­zahn (M2)2 bis 2,5 Jahre
Zahn­wechsel 1. Schneide­zahn2,5 Jahre
Zahn­wechsel 2. Schneide­zahn3,5 Jahre
Durch­bruch 3. hinterer Backen­zahn (M3)3,5 bis 4 Jahre
Zahn­wechsel 3. Schneide­zahn4,5 Jahre

Ausserdem wird zur Bestimmung des Alters nach der Reibung der Zähne geschaut. Beim jungen Pferd weisen die Schneidezähne sogenannte „Kunden“ auf. Das sind haferkorngrosse Vertiefungen, die mit der Zeit durch den Zahnabrieb verschwinden, und zwar zuerst im Unterkiefer vom ersten bis zum dritten Schneidezahn und dann im Oberkiefer.

Bei älteren Pferden wird ausserdem die Gebissstellung berücksichtigt. Die Stellung der Schneidezähne aufeinander wird mit dem Alter zunehmend flacher. Man spricht vom Zangengebiss (5 bis 8 Jahre), vom Halbzangengebiss (8 bis 15 Jahre) und vom Winkelgebiss (über 15 Jahre).

Bei einigen Pferden treten zwischen dem zweiten und vierten Lebensjahr sogenannte „Bumps“ oder „Knäste“ auf. Das sind äusserlich sichtbare Vorwölbungen, zumeist am Unterkiefer. Sie entstehen durch die Umbauprozesse im Kieferknochen während des Zahnwechsels und verschwinden wieder, wenn der Zahnwechsel abgeschlossen ist. Unter Umständen kann man also schon ohne dem Pferd ins Maul zu schauen, eine Altersschätzung abgeben.

- Autor: Malin Held

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